Eugen Witt: „Ich führe mein Unternehmen nicht wie einen Handwerksbetrieb, sondern wie ein Großunternehmen.“
„Es sind nicht die Erfolge, aus denen man lernt, sondern die Fiaskos“, sagte einst Mode-Ikone Coco Chanel. Diese Erfahrung machte auch Eugen Witt. Der damals 24-Jährige musste mit seinem Elektrofachbetrieb herbe Verluste einstecken und viel Lehrgeld zahlen. Aufgeben war dennoch keine Option. Heute beschäftigt Eugen Witt 50 Mitarbeiter. Und das soll erst der Anfang sein.
Die Ausbildung zum Elektroinstallateur war die einzige Option
Die deutsche Sprache war kein Problem, als der 7-Jährige mit seinen Eltern von Kasachstan nach Salzgitter zog. „Ich war nie wirklich interessiert an der Schule. Dementsprechend waren meine Noten“, erinnert sich Eugen Witt. Deshalb gestaltete sich auch die Ausbildungsplatzsuche nach der 10. Klasse schwierig. 2003 begann er in Lengede eine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Aber nicht, weil ihn der Beruf interessierte. „Es war der einzige Betrieb, der mich nahm“, so der Unternehmer.
Seine Arbeit machte Eugen Witt letztendlich so gut, dass man ihm die Meisterschule nahelegte, die er 2008 mit dem Meisterbrief in der Hand erfolgreich mit Auszeichnung abschloss. Als sein Arbeitgeber nach finanziellen Schwierigkeiten das Geschäft aufgab, stand Eugen Witt vor der Wahl: neuer Job oder Selbständigkeit.
Mitten in der Wirtschaftskrise gründete der damals 24-Jährige
„Das war 2009 mitten in der Wirtschaftskrise. Jeder riet mir von der Gründung ab. Ich wagte es trotzdem“, erzählt er. Mit einer Werkzeugkiste aus seinem alten Betrieb, ein paar Geräten und einem Fahrzeug machte sich der damals 24-Jährige selbständig. Sein Büro richtete er im Elternhaus ein, die Garage diente als Lager. „Ich musste Klinken putzen und Kaltakquise machen, sowas kennen junge Handwerker gar nicht mehr“, erinnert sich der Elektroinstallateur.
Die ersten Großaufträge wurden zum Abenteuer – mit hohen Verlusten
Die Warnungen erwiesen sich als begründet. „Der Anfang war sehr, sehr schwer. Ich hatte zwar gute Kontakte und habe schnell Anschluss gefunden, doch einige Auftraggeber gingen Pleite. Ich musste mir das Geld zusammenleihen“, erzählt Witt. Dennoch wuchs sein Unternehmen. 2011 bewarb er sich für den ersten Großauftrag und erhielt prompt den Zuschlag für die Elektroinstallation der Marktgalerie in Bramfeld, einem Shoppingcenter in Hamburg. „Man fragte mich dort aufgrund meines damals jungen Alters tatsächlich, wo der Senior-Chef sei“, so Witt schmunzelnd.
2012 begann der nächste Großauftrag. Als Subunternehmer sollte Witt die komplette Elektroinstallation im Anbau der Berliner Bundesdruckerei übernehmen. „Das Gebäude war so groß wie mehrere Fußballfelder. Das war echt ein kleines Abenteuer“, erinnert sich der Unternehmer.
Zwar konnten beide Großaufträge letztlich abgeschlossen werden, allerdings mit hohen Verlusten. „Wir haben viel Lehrgeld gezahlt und Erfahrung gesammelt,“ so Witt. Die Projekte hätten ihm gezeigt, dass er sich weiterentwickeln muss, vor allem kaufmännisch. Deshalb begann Eugen Witt noch im gleichen Jahr per Fernunterricht eine Weiterbildung zum Betriebswirt. Den Standort seines Unternehmens hatte er in der Zwischenzeit bereits nach Lengede verlegt.
Ab 2013 ging es mit dem Unternehmen bergauf
Von da an ging es mit seinem Unternehmen bergauf. „Der erste große Meilenstein war die Zertifizierung unseres Qualitätsmanagement Systems nach DIN ISO 0991:2015 und DIN 14675 im Jahr 2013. Die Erweiterung unserer Geschäftsfelder um die Errichtung von Brandmelde- und Sprachalarmanlagen ermöglichte uns zudem völlig neue Perspektiven“, erklärt er.
Im gleichen Jahr begann eines jener Projekte, die Eugen Witt am meisten in Erinnerung blieben. „Im Elbeklinikum Stade sollten wir ein Blockheizkraftwerk verkabeln. Wir hatten neun Kabel, jeweils so dick wie eine Literflasche und je zwei Tonnen Gewicht.“ Da seine Mitarbeiter diese Massen nicht allein stemmen konnten, heuerte Witt kurzerhand Verstärkung aus einem Fitnessstudio an und war nach einem Wochenende fertig.
Die Elektrofachplanung und das eigene Ingenieurbüro sind Alleinstellungsmerkmale
2014 der nächste Schritt, die Elektrofachplanung. „Durch qualifiziertes Personal war es uns nun möglich, nicht nur elektrische Anlagen zu errichten, sondern auch selbst zu planen. Seitdem haben wir sogar ein eigenes Ingenieurbüro.“, sagt Witt. In diesem Jahr erwirtschaftete das Unternehmen erstmals über 1.000.000 Euro Umsatz. Auftraggeber müssen die Planung nun nicht mehr anderen Unternehmen überlassen, sondern erhalten bei der Witt Elektro GmbH alles aus einer Hand.
Ins Wartungsgeschäft sicherheitsrelevanter Anlagen stieg das Unternehmen 2015 ein. „Durch die Übernahme einer großen Anzahl von Wartungsobjekten in der gesamten Republik wuchs sowohl unser Leistungsspektrum als auch unser Einsatzgebiet.
2016 begann der Bau eines aus eigener Hand geplanten Betriebsgebäudes in Salzgitter, zeitgleich wurde ein neues Betriebsorganisationssystem für die administrative Abwicklung eingeführt. “Heute sind wir ein gestandenes Team mit 50 Mitarbeitern und einem Produktportfolio, das nur wenige Firmen bieten. Wir wachsen jährlich um 10-25%“, erzählt Witt stolz.
Witt: „Ich habe einfach Spaß am Unternehmertum.“
Eugen Witt, der das Elektrofach über die Jahre lieben lernte, ist inzwischen aus dem operativen Geschäft ausgestiegen. Er führt nicht nur die Witt Elektro GmbH, sondern ist im Sportmanagement involviert und hat aus der Region stammende Boxer unter Vertrag, baut Häuser in ganz Deutschland und Luxusvillen in touristischen Gebieten, zum Beispiel in Kroatien. „Ich habe einfach Spaß am Unternehmertum und daran, Strategien auszuarbeiten, Unternehmen zu entwickeln und mit Menschen zusammenzuarbeiten“, erzählt Witt.
In jeder Krise sieht Eugen Witt eine Chance
Nach vielen erfolgreichen Jahren bekam aber auch Eugen Witt in seinem Unternehmen 2020 die Auswirkungen der Pandemie zu spüren. „Unsere Hauptkunden, die Einkaufszentren und Hotels, mussten schließen. Wir haben uns während dieser Zeit verstärkt auf Privatkunden und Wohnanlagen konzentriert. Ich sehe in jeder Krise eine Chance.“
Auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine sieht Eugen Witt, trotz steigender Material- und Energiepreise als Chance, zum Beispiel für die Personalsuche. Man sei eh ein mehrsprachiges, multikulturelles Team. „Ich habe schon oft Leute eingestellt, die nur schwer Arbeit fanden. Heute sind das Top-Arbeitskräfte“, so der Unternehmer.
Eines der mitarbeiterfreundlichsten Unternehmen
Ungeachtet des allgemeinen Mangels an Arbeitskräften bleibt er optimistisch. „Wir überzeugen mit moderner Unternehmensführung, überdurchschnittlicher Ausstattung, interessanten Aufstiegsmöglichkeiten und einer gesunden Portion Coolness. Unser Unternehmen wurde dieses Jahr von Kununu, der Plattform für Arbeitgeberbewertungen, mit dem Top-Company-Siegel ausgezeichnet und gehört damit zu den besten fünf Prozent der mitarbeiterfreundlichsten Unternehmen. Es gab schon eine Teambuilding-Maßnahme in Kroatien, eine Menge Sportveranstaltungen und Schulungen im Ausland. Außerdem wollen wir ein Kompetenzzentrum für die Ausbildung von Mitarbeitern schaffen“, erklärt er. So will er genug Personal finden, um in den nächsten Jahren einen zweiten Standort in Hamburg zu eröffnen, wo die Witt Elektro GmbH derzeit viele Aufträge erledigt.
„Ich führe mein Unternehmen nicht wie einen typischen Handwerksbetrieb, sondern wie ein Großunternehmen. Außerdem investiere ich viel in die Ausbildung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter und meiner Person“, sagt Witt. „Am Anfang habe ich radikale Fehler gemacht und trotzdem überlebt. Aus diesen Fehlern habe ich gelernt. Man nimmt halt Anpassungen vor und lenkt den Fokus auf das Wesentliche, dann wird’s auch.“
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