Borreliose-Kranke gründeten eigenes Labor
Als Patient bleibt oft nur das Vertrauen in die medizinischen Möglichkeiten und die richtige Diagnose von Ärzten. Doch was tun, wenn sich eine Krankheit zum Horrortrip entwickelt und das Vertrauen in Medizin und Ärzte zunehmend schwindet? Wenn man das Gefühl hat, nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben?
Den 20-sten Arzt aufsuchen? Resignieren? Die an Borreliose Erkrankten Marco Haase und Ralf Baberski gingen einen wohl einmaligen Weg und gründeten kurzerhand ein Labor.
Je eher die Borreliose identifiziert wird, desto besser die Heilungsschancen
Denn gerade bei der Borreliose gilt: Je eher die Krankheit als solche identifiziert wird, desto größer die Heilungschancen. „Genau daran scheiterte es bei uns“, so Marco Haase. „Hätte man unsere Krankheit früher erkannt, wäre sie heute vermutlich nicht chronisch.“ Dabei wurde das Blut der beiden ausführlich im Labor getestet, auch auf Borrelien, wie die von Zecken übertragenen Bakterien genannt werden, die eine Borreliose auslösen können. „Die Labortests fielen jedoch negativ aus, obwohl sich später herausstellte, dass wir mit Borrelien infiziert sind“, so Haase.
Standard-Borreliosetests sind oft ungenau – diesem Problem wollten sie entgegenwirken
Dass die Standardtests ungenau seien, liege an der Beschaffenheit der Labortests und den Borrelien selbst, von denen es viele unterschiedliche Formen gebe. Eine einzige Zecke könne mehrere Borrelien-Arten übertragen. Zudem seien Borrelien Meister der Tarnung und könnten ihre Oberflächenstruktur im Körper verändern. Diese werde von Standardtest nicht erfasst. Die Folge seien falsche Testergebnisse. „Dieser unbefriedigenden Situation wollten wir entgegenwirken. Aufgrund unserer unzähligen Arztbesuche ahnten wir inzwischen, dass es möglich sein muss, wesentlich intensivere Borreliose-Tests durchzuführen“, erklärt Baberski.
2011 nahm das Deutsche Chroniker Labor seine Arbeit auf
Diese Ahnung ließ den beiden Männern keine Ruhe. Sie beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Da bereits intensiver Kontakt zu Ärzten und Mikrobiologen bestand, war der Schritt zum eigenen Labor nicht mehr weit. 2011 nahm das Deutsche Chroniker Labor (DCL) in Sachsen-Anhalt seine Arbeit auf. Es ist das deutschlandweit wohl einzige Labor, das von Betroffenen gegründet wurde.
Borreliose und Co-Infektionen sind Schwerpunkte des Labors
Das medizinische Fachpersonal des Labors konzentriert sich, anders als Großlabore, fast ausschließlich auf die Feststellung von Borreliose und mit den Erregern einhergehende Co-Infektionen. „Bei unserem B16+-Test handelt es sich um eine ganze Testreihe, die wir durchführen, um festzustellen, ob Patienten an Borreliose erkrankt sind. Dadurch werden Fehldiagnosen drastisch reduziert“, erzählt Haase, der heute als Geschäftsführer des Labors fungiert.
Betroffene kommen aus aller Welt
Seit der Gründung vor fünf Jahren wurden im DCL tausende Tests durchgeführt. Inzwischen erreichen das Deutsche Chroniker Labor Einsendungen von Ärzten aus aller Welt. Marco Haase ist stolz auf das, was das Labor erreicht hat: „Wir können den Patienten nicht ihre Krankheit nehmen, aber wir können ihnen Gewissheit verschaffen, damit sie gemeinsam mit ihrem behandelnden Arzt die entsprechende Therapie einleiten können. Wir haben den Leidensweg hinter uns und wissen, wie es anderen Betroffenen ergeht. Die Gewissheit, ob eine Infektion vorliegt, ist der erste Schritt zur Besserung. Wir freuen uns, einen Teil dazu beitragen können.“
Kontakt
Deutsches Chroniker Labor GmbH
Ziegeleistraße 3
06485 Quedlinburg/OT Gernrode
Telefon: 039485/ 668780
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